- Home
- Unternehmen
- Fonds
- Impact
- Investments
- Management & Team
- Karriere
- Kontakt
„Den Impact pushen“
(Themenbeilage Impact Investing der F.A.Z.)
Milena Bertram und Sophie Kazmierczak, beide im Vorstand der Bundesinitiative Impact Investing e.V., erläutern im Gespräch mit Antje Schiffler, warum wir erst am Anfang eines notwendigen Paradigmenwechsels des globalen Finanzmarktes stehen, welche Rolle hierbei die Bundesinitiative Impact Investing spielt und wo die Herausforderungen der Zukunft liegen.
Frau Bertram, Frau Kazmierczak, Sie verstärken den Vorstand der Bundesinitiative Im pact Investing e.V. (BIII). Was haben Sie sich für die kommenden zwei Jahre im Rahmen Ihrer Arbeit für den Verband vorgenommen?
Milena Bertram: Das Ziel der Bundesinitiative definiert auch meinen Anspruch an meine Arbeit im Vorstand: Impact Investing muss noch bekannter werden, stärker in den öffentlichen und politischen Dialog eingebracht werden und immer mehr Investoren begeistern. Letztlich wollen wir mit der Bundesinitiative dazu beitragen, dass mehr Kapital für soziale und ökologische Themen bereitgestellt wird, egal ob das in Deutschland, Europa oder anderen Regionen der Welt ist. Daran müssen sich unsere Aktivitäten ausrichten.
Sophie Kazmierczak: In den kommenden zwei Jahren möchte ich den Aufbau des Impact-Investing-Ökosystems voller Elan weiter vorantreiben. Aus meiner Sicht ist es hierfür unabdingbar, dass die unterschiedlichen Stakeholder des Ökosystems lernen, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Um dies zu erreichen, müssen zusätzlich zu den jetzigen Aktivitäten der Initiative weitere Angebote wie beispielsweise Austauschformate oder Informationsplattformen geschaffen werden, die gleichzeitig die Verdichtung des Netzwerkes zum Ziel haben werden. Eine wichtige Aufgabe wird es darüber hinaus sein, den Dialog mit der Politik sowohl zu übergeordneten als auch Asset-Klassen-spezifischen Themen im Bereich Impact Investing zu intensivieren, um insbesondere auf nationaler Ebene verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen.
Die Offenlegungsverordnung ist nun schon ein Jahr in Kraft. Was sind Ihre Erfahrungen, insbesondere mit Artikel 9, und wo sehen Sie den größten Handlungsbeziehungsweise Nachbesserungsbedarf?
Sophie Kazmierczak: Aus meiner Erfahrung ist die Unsicherheit am Markt bezüglich der Mindestanforderungen und Eigenschaften von Artikel-9-Fonds noch relativ hoch. Dies gilt speziell für Produkte, bei denen soziale Ziele verfolgt werden, da in diesem Bereich von Seiten der EU noch keine Ausdifferenzierung stattgefunden hat. Im Immobilienbereich beispielsweise, in dem unser Unternehmen sich bewegt, gibt es erst sehr wenige Anbieter von Artikel-9-Fonds. Da viele Dinge bis dato noch unklar sind beziehungsweise sich rasant dynamisch weiterentwickeln, befindet sich eine Vielzahl an Marktteilnehmern derzeit in einer eher abwartenden Position, und das in einer Zeit, in der der Handlungsdruck für eine sozial-ökologische Transformation größer ist, denn je. Die Marktteilnehmer nicht mit Anforderungen zu „überfordern“ und gleichzeitig den Wandel energisch voranzutreiben, ist sicherlich eine der größten Herausforderungen, die es zu lösen gilt.
Milena Bertram: Die Offenlegungsverordnung hat, zusammen mit der Taxonomieverordnung, in kurzer Zeit bereits zu deutlich mehr Aufmerksamkeit für nachhaltiges Investieren gesorgt. Marktteilnehmer verbinden Artikel-9-Fonds mit Impact und sehen die Klassifizierung zunehmend als Gütesiegel. Diese zusätzliche Aufmerksamkeit für das Thema Impact Investing und das Entstehen einer gemeinsamen Sprache sehe ich zunächst einmal sehr positiv. Die Umsetzung der Anforderungen an Artikel-9-Produkte ist jedoch noch mit vielen Herausforderungen verbunden. Die bekannten Serviceund Daten-Provider bieten nur wenig an für Alternative Assets wie Impact Investments sie zumeist sind. Wir müssen also innovative Reporting-Lösungen entwickeln und gleichzeitig vermeiden, dass der Begriff ImpactFonds über eine zu breite Anwendung des Artikels 9 verwässert wird.
Frau Bertram, Ihr Schwerpunkt in Ihrer beruflichen Laufbahn liegt auf den Schwellenländern, insbesondere Naher Osten und Nordafrika. Wo liegen aktuell die Chancen, wo die Risiken?
Bertram: Schwellenund Entwicklungsländer bieten für Impact-Investoren viele Chancen: Es gibt dort nicht nur einen großen Bedarf an Finanzmitteln, sondern auch eine große Notwendigkeit und eine Vielzahl an Möglichkeiten, sozialen und ökologischen Nutzen zu schaffen. Auf der Strukturierungsseite hat sich einiges getan: Es gibt inzwischen eine recht große Anzahl von Investitionsvehikel, über die Investoren, die mit Impact Investing und Emerging Markets nicht vertraut sind, dort investieren können. Natürlich darf man dabei die Risiken – politische Risiken, Währungsrisiken, häufig instabilere regulatorische Rahmenbedingungen – nicht aus den Augen verlieren. Diese sind in den letzten Monaten nicht weniger geworden. Es bedarf daher auf Seiten des Asset Managers ganz klar lokaler Expertise und einer starken Verankerung im jeweiligen Zielmarkt und wo nötig einer entsprechenden Bereitstellung von Risikokapital, wie es zum Beispiel in strukturierten Fonds der Fall ist.
Frau Kazmierczak, welche Chancen bieten sich im Markt für öffentliche Infrastruktur, und wo sind die Stolpersteine?
Kazmierczak: Der Bereich öffentliche Infrastruktur bietet für private Kapitalgeber enormes Potenzial bei der Erschließung neuer Wertschöpfungsbereiche. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern in Europa sowie weltweit ist ein enormer Rückstand bei dem Ausbau beziehungsweise der Modernisierung der Infrastruktur zu verzeichnen. Hierzulande belief sich bereits vor der Coronapandemie der Sanierungsrückstau an deutschen Schulen auf circa 50 Milliarden Euro. Die durch die Pandemie verursachte sowie durch die aktuellen sicherheitspolitischen Bedenken zusätzlich verstärkte Beanspruchung öffentlicher Gelder stellt eine enorme Herausforderung für die Finanzierung der sozioökologischen Transformation dar. Die Mobilisierung der Finanzwirtschaft ist daher aktuell zentraler denn je, um Deutschland zukunftsfähig zu machen. Hierbei geht es nicht nur um klimafreundliche Technologien und Umbau der Energieversorgung, sondern zum Beispiel auch um Investitionen in den Bereichen Bildung und Gesundheitsversorgung. Das verstärkte Ineinandergreifen der öffentlichen und privaten Hand bei systemrelevanten Infrastrukturinvestitionen birgt jedoch auch immense Herausforderungen. Diese können wir am besten gemeinsam meistern. Hierfür wird ein verstärkter Ausbau von Kooperationen und Partnerschaften öffentlicher und privater Akteure erforderlich sein.
Ein Ausblick: Wenn wir uns in einem Jahr wiedertreffen, was wird sich getan haben? Und über was werden wir / wird der BIII-Vorstand immer noch sprechen?
Sophie Kazmierczak: In einem Jahr wird die Initiative weitergewachsen und Strukturen geschaffen worden sein, die die Arbeit einer Organisation mit stark steigenden Mitgliederzahlen unterstützen. Darüber hinaus wird die Bundesinitiative auch international an Bekanntheit gewonnen haben. Wir werden auch in einem Jahr mit den unterschiedlichsten Akteure im Netzwerk noch immer darüber sprechen, ob Impact und Rendite im Widerspruch zueinanderstehen, und Aufklärungsarbeit dazu leisten müssen, dass sich diese beiden Dimensionen keinesfalls ausschließen.
Milena Bertram: Ich bin mir sicher, dass Nachhaltigkeit und Impact Investing weiter Fokusthemen sein werden. Im Grunde stehen wir ja erst am Anfang eines notwendigen Paradigmenwechsels des globalen Finanzmarktes. Das bedeutet, die Bundesinitiative Impact Investing wird ihre Aktivitäten ausgebaut haben, um ihre Mitglieder kompetent zu unterstützen, aber auch um kontinuierlich zum Ausbau des Ökosystems „Impact Investing“ beizutragen. Das heißt nicht, dass alle Herausforderungen gelöst sein werden. Die Themen Regulierung, Greenwashing und eine klare Abgrenzung von Impact Investing gegenüber ESG-Investing werden uns weiter begleiten.
Interview: Antje Schiffler
Milena Bertram ist Director bei Finance in Motion, einem globalen Impact Asset Manager mit Schwerpunkt auf Entwicklungs- und Schwellenländern. Finance in Motion berät Private-Equity- und Private-Debt-Impact-Investment-Fonds mit insgesamt 2,8 Milliarden Euro AuA/AuM, die sich für den Kli- maschutz, den Erhalt der Artenvielfalt, die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, die Verbesserung von Lebensbedingungen und die Förderung wirtschaftlicher Chancen einsetzen.
In ihrer Funktion als Leiterin der „Impact & Sustainability“-Abteilung ist Bertram für das E&S Risikomanagement und positive Impact Management für die durch Finance in Motion beratenen Fonds zuständig. Außerdem leitet sie den Bereich Kommunikation und Marketing und gestaltet und koordiniert Beziehungen des Unternehmens zu Branchennetzwerken und anderen Stakeholdern. Seit Februar 2022 engagiert Milena Bertram sich im Vorstand der Bundesinitiative Impact Investing e.V. (BIII), um die Entwicklung des Impact-Investing-Marktes zu fördern.
Sophie Kazmierczak blickt auf langjährige Erfahrung im Bereich Impact und Sustainability zurück. Bereits früh konnte Kazmierczak bei einem der größten Versicherungshäuser weltweit Erfahrungen bei der Umsetzung der unternehmensinternen Nachhaltigkeitsstrategie sammeln. Als Beraterin bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit beriet Kazmierczak anschließend politische Entscheidungsträger im internationalen Umfeld zu verschiedensten Fragestellungen rund um das Thema Nachhaltigkeitstransformation im Energie-, Gebäude- und Mobilitätssektor. Seit 2020 verantwortet sie den Bereich Impact und Sustainable Finance der NEXT Generation Invest (seit Februar 2022 als Mitglied des Vorstands) und ist in ihrer Rolle sowohl für die konzeptionelle und strategische Ausrichtung als auch die operative Umsetzung des Themas verantwortlich.
Kazmierczak hat im letzten Jahr die Co-Leitung des neu gegründeten Arbeitskreises „Immobilien“ der Bundesinitiative Impact Investing in Deutschland übernommen und ist seit Februar 2022 Mitglied des Vorstands der Initiative.